Von fränkischen Leuchten und glühenden Franken Station 01: Wie aus Franken Thüringer wurden
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Station 01:
Wie aus Franken Thüringer wurden
Wer heutzutage an Franken denkt, dem schießen neben den allseits bekannten Kulinarik-Schwergewichten „Bier“ und „Frankenwein“ vermutlich auch mit als erstes die drei bayerischen Regierungsbezirke Ober- Unter- und Mittelfranken in den Kopf. Dass die Region Franken jedoch auch über diese politischen Grenzen hinausreicht wissen die Wenigsten. Das liegt aber natürlich auch an der Interpretation des Wortes „Franken“ an sich. Denn die „Region Franken“ zeichnet sich in erster Linie durch kulturelle und sprachliche Eigenheiten aus und kann in etwa mit dem Gebiet gleichgesetzt werden, in dem ostfränkische Dialekte (umgangssprachlich Fränkisch) vorherrschen. Zu Franken gehören demnach im Wesentlichen die Bezirke Oberfranken, Unterfranken und Mittelfranken in Bayern, aber eben auch der nordöstliche Bereich der Region Heilbronn-Franken, Tauberfranken und Hohenlohe-Franken in Baden-Württemberg sowie kleinere Teile Hessens und der Teil Thüringens südlich des Rennsteigs. Eine offiziell festgelegte räumliche Eingrenzung Frankens gibt es allerdings nicht, denn wie so oft, sind auch hier die Übergänge fließend.
Region des ostfränkischen Dialekts © Mikmaq CC BY-SA 3.0
Und so ist es auch hier, im südlichen Teil Thüringens, in dem sich die Einwohner eher als Franken, denn als Thüringer betrachten. Das liegt aber auch daran, dass es Thüringen als „souveräne territoriale Einheit“ zuletzt lediglich bis 1440 in Form der Landgrafschaft Thüringen gab. Und selbst diese Landgrafschaft berührte diesen Teil Thüringens in dem wir uns gerade befinden nur am Rande (Teile von Bad Salzungen und Schmalkalden) und auch nur kurzzeitig bis 1247. Bis zur Auflösung der Reichskreise, Vorläufer der heutigen Bundesländer, 1806 gehörte stattdessen der größte Teil des heutigen Südthüringen zum am 2. Juli 1500 gegründeten Fränkischen Reichskreis. Dieser wurde vom deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. im Zuge der Reichsreform geschaffen, um den Landfrieden besser gewährleisten zu können und die Verwaltung im Heiligen Römischen Reich zu verbessern. Der Fränkische Reichskreis war einer von insgesamt zehn bis zum Jahr 1512 entstandenen Reichskreise.
Karte der Reichskreise nach der Reichsreform Maximilians I. © Sir Iain CC BY-SA 3.0
Der Fränkische Reichskreis (1789) © Mikmaq CC BY-SA 3.0
So existierte vor dem Jahr 1806 der Begriff Thüringen lediglich als reine Landschaftsbezeichnung. Hier wurde das heutige Südthüringen nicht mit einbezogen.
1806 bis 1919
Zwischen dem Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806 (mit dem auch die Reichskreise abgeschafft wurden) und der Gründung der Weimarer Republik 1919 wurden die Gebiete des heutigen Südthüringens in erster Linie durch die Herzogtümer „Sachsen-Meiningen“ und „Sachsen-Coburg und Gotha“ innerhalb des Rheinbundes (1806-1813), des Deutschen Bundes (1815-1866), des Norddeutschen Bundes (1871) sowie auch während der Zeit des Deutschen Kaiserreiches (1871 – 1919) geprägt.
Der Deutsche Bund 1815–1866 © ziegelbrenner CC BY-SA 3.0
1919 bis heute
Erst nach Abschaffung der Monarchie durch die Weimarer Republik (1919-1933) ergab sich dann die Möglichkeit zur Gründung eines Landes Thüringen. Die Bevölkerung des Freistaats Sachsen-Coburg entschied sich 1919 in einer Volksabstimmung für den Beitritt in den Freistaat Bayern. Der Bevölkerung des Freistaats Sachsen-Meiningen wurde - unter lauten Protesten - eine Volksabstimmung verwehrt. Hier entschied die damals SPD geführte Landesregierung für einen Beitritt zum 1920 gegründeten Land Thüringen.
Weimarer Republik 1919–1937 © kgberger CC BY 2.5
Während des Dritten Reiches wurde das Land Thüringen als Thüringengau bezeichnet. Zu DDR-Zeiten gab es das heutige Thüringen ebenfalls nicht in der Form wie wir es heute kennen. Die Staatsform der DDR gliederte sich in 15 sogenannte Bezirke. Der fränkisch geprägte Teil fiel hier in den Bezirk Suhl. Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde das Land Thüringen schließlich wiedergegründet. Es entstand aus den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl sowie aus Teilen der Bezirke Leipzig und Halle.
Die Bezirke der DDR © TUBS CC BY 2.5
Man könnte aus diesem „kurzen“ und verkürzten Abriss der geopolitischen Geschichte Südthüringens schlussfolgern, dass im Hinblick auf die letzten 500 Jahre die Region hier länger unter dem Einfluss der fränkischen Kulturregion, als der „eigenen“ thüringischen stand. Was sich nicht zuletzt auch im Baustil älterer Fachwerkhäuser, der Kulinarik oder dem Sprach- und Dialektgebrauch der Bevölkerung zeigt. Und deshalb auch heute noch leidenschaftlich geführte Diskussionen über die jeweilige Zugehörigkeit ausgefochten werden. Doch wie sagte Goethes Faust so treffend: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ und warum kann man eigentlich nicht zwei Dinge gleichzeitig sein? Glühender Franke und Stolzer Thüringer!?
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