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Abt-Degen-Weintal-Radweg Station 05: Die Arbeit des Winzers im Weinberg

Höhstraße, 97478 Knetzgau, Deutschland

Station 05

Die Arbeit des Winzers im Weinberg

 

Die Arbeiten des Winzers im Jahreszyklus

Bis aus Trauben die am Rebstock hängen fertig abgefüllter Wein wird, sind viele Arbeitsschritte notwendig. Denn vom Rebschnitt bis zur Vermarktung verlangt der Wein seinem Herrn oder seiner Frau einiges an Wissen, Geschick und Koordination ab. An dieser Station möchten wir uns aber zunächst erst einmal auf die Arbeit im Weinberg selbst im Laufe eines Jahres konzentrieren. 

 

Frühjahr

Wie in allen landwirtschaftlichen Berufen richtet sich auch der Arbeitsalltag eines Winzers in erster Linie nach dem Zyklus der Natur. Nachdem die Rebe im Herbst und Frühwinter ihre letzten Reserven aus den Blättern entzogen und in ihr Wurzelsystem eingelagert hat, geht sie in die Vegetationsruhe.

Schematischer Rebschnitt in der Spaliererziehung | Quelle: Giancarlo DessìCC BY-SA 3.0 (übersetzt und ergänzt)

 

Das ist der Moment, in dem das Arbeitsjahr für den Winzer beginnt. Meist in den ersten beiden Monaten des Jahres steht im Weinberg dann der sogenannte Rebschnitt an. Die Triebe, die im letzten Jahr gewachsen sind, müssen – je nach Erziehungsform in der Anlage – auf eine oder einige wenige Ruten zurückgeschnitten werden. Der Rebschnitt ist notwendig, da die Rebe als Lianen-Gewächs sonst unkontrolliert weiterwachsen und im „Ertragsbereich“ verkahlen würde. Mit dem Rebschnitt legt der Winzer zugleich die Maßstäbe für die Qualität der später zu erntenden Weine.

Das Binden. Nachdem alle abgeschnittenen Teile aus der Spalieranlage entfernt wurden, muss im nächsten Schritt pro Weinstock eine (oder je nach Erziehungsmethode mehrere) stehengelassene Ruten (Strecker) auf den untersten Draht der Spalieranlage gebunden werden. Da sowohl das Schneiden als auch das Biegen nicht von Maschinen erledigt werden kann, erfolgen diese beiden Arbeitsschritte auch heute noch ausschließlich von Hand. Sie stellen damit eine der Hauptarbeitsspitzen im Winzerhandwerk da. Berücksichtigt man die Tatsache, dass pro Hektar (=10.000 m² oder eine Fläche von 100 x 100 Meter) Weinfläche im Schnitt etwa 5.000 Rebstöcke stehen, kann man sich vorstellen, was Winzer und Winzerinnen da vor sich haben. 

Der Rebschnitt und das Binden im Detail | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

 

Frühjahr & Sommer

Ist der Rebschnitt und das Biegen erfolgt und die Reben erst einmal versorgt, geht es an die Bodenbearbeitung und den Pflanzenschutz: mit Maschinenhilfe kann nun der Boden gelockert und durch die Aussaat von begrünenden Pflanzen die natürliche Aktivität des Bodens unterstützt werden. Moderne Analysemethoden ermöglichen es, Nährstoffmängel des Bodens leicht festzustellen. Durch eine gezielte und auf den Bedarf abgestimmte Düngung und Begrünung der Rebzeilen können die besten Möglichkeiten für die Reben geschaffen werden.

Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz im Detail | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

 

Neben der optimalen Versorgung der Reben und der damit verbundenen Stärkung der Pflanze, muss auch im Weinbau zusätzlicher Pflanzenschutz betrieben werden. So wenig wie möglich - so viel wie nötig, lautet in den modernen Winzerbetrieben die Devise, wenn es um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geht. Hauptsächlich soll die Rebe durch diese Hilfsmittel gegen tierische Schädlinge und Pilzkrankheiten geschützt werden. Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz stehen bis zur Ernte noch mehrmals auf dem Arbeitsprogramm der Winzer. Die jahresspezifische Witterung entscheidet dabei, wie oft oder ob es überhaupt notwendig ist. 

Sobald die Rebe dann in Fahrt kommt und die Ruten beginnen in die Höhe zu schießen, stehen die nächsten Arbeitsschritte an. Zwischen Mai und August wächst eine regelrechte Laubwand in der Anlage heran. Die senkrecht nach oben wachsenden Fruchtruten, müssen in die Spalieranlage eingeflochten und sauber gelenkt werden, sodass sich eine ordentliche Laubwand bildet. Der Winzer spricht hierbei vom Heften. Das maximale Einfangen der Sonnenenergie sowie eine bestmögliche Durchlüftung der Anlage sind Ziel dieser Arbeit. Ruten, die über die Anlage hinauswachsen wollen und zu viel Energie verbrauchen würden, müssen eingekürzt werden.

 

Sommer

Mit der Rebblüte beginnt zudem wieder eine hitzige Arbeitsperiode im Weinberg. Qualitätssteigernde Maßnahmen stehen auf dem Programm. Das sogenannte Ausgeizen bezeichnet das Ausbrechen von unerwünschten Trieben, um den Wuchs der vorhandenen Rebentriebe und der späteren Laubwand zu selektieren und zu lenken. Etwas später können dann überzählige Traubenansätze frühzeitig ausgebrochen werden, um die Anzahl der zu versorgenden Beeren zu reduzieren und damit die Qualität der restlichen Trauben zu erhöhen. 

Im Sommer werden dann beim Entlauben die Blätter im unteren Bereich der Spalieranlage und der sogenannten „Traubenzone“ entfernt, um den Trauben mehr Freiheit zu verschaffen. Die stärkere Lichteinwirkung und Durchlüftung sorgen für eine bessere physische Qualität der Trauben. Zudem ist das Entlauben eine Schutzmaßnahme vor der Kirschessigfliege, die schattige und feuchte Zonen bevorzugt.

Die Laubarbeit im Detail | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

 

Vor der eigentlichen Lese der Trauben kann der Winzer zusätzlich zu den bereits ergriffenen Maßnahmen noch einmal die Qualität steigern. Überflüssige und nicht gereifte Trauben werden dabei zwischen Juli und Anfang August herausgeschnitten. Man spricht auch von der „Grünen Lese“. Dadurch bleiben weniger Trauben am Stock hängen, welche entsprechend mehr aus den Extrakten der Wurzel profitieren. Die Erntemenge wird damit allerdings verringert: Niedrigere Erträge bedeuten in der Regel aber auch die besseren und vor allem extraktreicheren Weine.

Die Grüne Lese im Detail | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

 

Herbst 

Mit dem Ende des Sommers beginnt für die Winzer schließlich die spannendste Zeit des Jahres. Die Sommersonne und die letzten warmen Tage des Jahres lassen die Trauben ihrem perfekten Reifegrad immer näherkommen. Regelmäßig wir nun der Zuckergehalt der Beeren gemessen. Er ist Maßstab für die Reife und bestimmt wesentlich mit, wann ein Wein gelesen wird. Gemessen wird der Zuckeranteil übrigens in „Grad Oechsle“, eine Maßeinheit für das Mostgewicht des Traubenmostes, also des unvergorenen Traubensaftes. Das Mostgewicht ist ein Maß für den Anteil der gelösten Stoffe (mehrheitlich Zucker) im Traubenmost und wird heutzutage meist mit einem Handrefraktometer gemessen. 

Wie man den Zuckergehalt in der Traube misst | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

 

Ist der für die jeweilige Rebsorte bestmögliche Zuckergehalt erreicht und das Wetter spielt mit, geht es endlich los: Die Lese steht an. Hier entscheidet sich nun, ob sich die vielen Arbeitsstunden während des Jahres ausgezahlt haben und die bestmögliche Ausgangslage für die spätere Arbeit im Keller geschaffen wurde. 

Wann ein Wein reif ist für die Lese, hängt natürlich hauptsächlich von der Rebsorte und der Witterung ab. Letztlich bestimmt aber der Winzer den Zeitpunkt, an dem die Trauben ihren Weg in den Keller finden. Er schätzt das Wetterrisiko ein, plant, welchen Wein er wann keltern will. Denn einerseits wird ein Wein im Prinzip besser, wenn die Pflanze lange Zeit hat, die Trauben zu versorgen. Andererseits können ein plötzlicher Frost oder eine Regenperiode die Lese und damit die gesamte Arbeit des Jahres negativ beeinträchtigen.

Je höher die angestrebte Weinqualität, desto wichtiger die Frage, ob per Hand oder maschinell geerntet werden soll. Handarbeit ermöglicht eine genaue Selektion: Nur die reifen Trauben werden abgeschnitten. Faule Beeren können aus der Traube herausgeschnitten werden. Manchmal muss der Leser an mehreren Tagen durch die Weinberge gehen und immer nur die reifen Trauben abschneiden. Das ist teuer. Eine Erntemaschine spart dagegen Zeit und Geld. Das Prinzip: Die Trauben werden durch Vibration herabgerüttelt und aufgefangen. Ist der Vollernter korrekt eingestellt und sind die Trauben optimal reif, ist diese Art zu ernten durchaus schonend und bedeutet kaum eine Qualitätsminderung.

Die Handlese im Detail | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

Die Maschinenlese im Detail | Quelle: Deutsches WeininstitutYoutube
(Achtung Externer Link)

 

Sind alle Trauben gelesen endet die Arbeit im Weinberg für dieses Jahr. Für den Winzer oder die Winzerin geht es jedoch nahtlos und nicht weniger intensiv im Keller weiter. Doch dazu mehr an der nächsten Station. 

Quellen:

www.deutscheweine.de/wissen/weinbau-weinbereitung/arbeit-im-weinberg/

www.wein-wissen.net/weinanbau-und-weinerzeugung/winzerarbeit-im-weinberg/ 

https://de.wikipedia.org/wiki/Grad_Oechsle 

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