Zum Hauptinhalt springen

Fachwerkpoesie Station 04 Zimmermans-Latein: Die Elemente des Fachwerkhauses

Markplatz 1, 97488 Stadtlauringen, Deutschland

Fachwerkpoesie Station 04 
Zimmermans-Latein: Die Elemente des Fachwerkhauses

Für diese Station nehmen Sie sich am besten 5 Minuten auf dem idyllischen Marktplatz von Stadtlauringen und schauen sich parallel die wunderbar sanierten Fachwerkhäuser rund um den Platz an. Das ein oder andere im Folgenden dargestellte Element können Sie dann sicher auch hier an den Fassaden wiederfinden.

Alles Zimmermans-Latein?

Wie in jeder Branche bzw. in jedem Beruf, so gibt es auch rund um ein Fachwerkhaus viele Begriffe, denen man sonst eigentlich kaum begegnet. Oder hätten Sie auf Anhieb gewusst, was ein Rähm oder der Unterschied zwischen einem Kopfband und einem Halsriegel ist? An dieser Station wollen wir etwas Ordnung in das Wirrwarr des Zimmermanns-Lateins bringen und Ihnen mit Hilfe einiger Beispiele zeigen, welcher Balken wie genannt wird und welche Funktion er im Fachwerkhaus erfüllt. 

Das 1x1 der Fachwerk-Elemente 

Ein Fachwerk ist im Grunde das Skelett des Hauses, welches aus Holz besteht und sich aus verschiedenen Bauteilen zusammensetzt. So ein Holzskelett besteht aus liegenden (horizontalen) und stehenden (senkrechten) Bauhölzern. Diese werden wiederum durch schräge (diagonale) Hölzer ausgesteift.

Schematische Darstellung von Elementen des Fachwerks (Beispiel: Rähmbau), Bild von Sebastian Wallroth, gemeinfrei

 

Schwelle

Als Schwelle wird der unterste horizontale Balken eines Fachwerkverbands bezeichnet. Auf ihr werden die verschiedenen Ständer oder Streben aufgestellt.

Ständer

Alle vertikalen Hölzer, die auf ein Fundament, die Schwelle oder einem Sockel aufliegen, werden als Ständer bezeichnet. Wird ein vertikales Holz ins Erdreich eingegraben, wird es als Pfosten bezeichnet. Es benötigt dann keine weitere Sicherung. Diese senkrecht angeordneten Hölzer, nehmen alle vertikalen Lasten auf und geben sie an das Fundament, die Schwelle oder die Rähmholzer des darunterliegenden Geschosses weiter. 

Rähm

Der Rähm bildet den oberen, horizontalen Abschluss eines Fachwerkverbandes bzw. Geschosses. Auf diesem liegen die Deckenbalken auf. Der Rähm stellt den Längsverband der Konstruktion her.

Schwertung

Schwertungen sind schräg verlaufende Hölzer, die von der Schwelle bis zum Rähm über ein gesamtes Geschoss verlaufen. Sie versteifen die Gesamtkonstruktion und nehmen Druck bzw. Lasten auf, die bspw. durch Wind von außen auf die Konstruktion einwirken. Durch ihre bestimmte Position innerhalb des Verbundes und ihrer Neigung sollen sie die Kräfte schnellstmöglich an die Schwelle oder das Rähm abgeben.

Die Aufnahme und Weitergabe von Energie durch Schwertungen im Fachwerkverbund © Samuel J. Schneider

 

Brust- und Halsriegel

Als Riegel werden die horizontalen Hölzer zwischen den Ständern bezeichnet. Sie werden mit Zapfen oder Überblattungen an die Ständer angeschlossen. Entsprechend ihrer „Einbau-Höhe“ werden sie entweder als Brustriegel (in der unteren Hälfte eines Ständers oder in Höhe der Fensterbrüstung) oder Halsriegel (in der oberen Hälfte eines Ständers) bezeichnet.

Strebe

Als Streben werden Schwertungen bezeichnet, die nicht vollständig von Schwelle bis Rähm (oder Rähm zu Rähm), sondern nur zu etwa zwei Dritteln eines Ständers reichen. Auch Sie übernehmen vertikale Lasten auf die Gesamtkonstruktion, werden aber weniger an den Außenseiten von Fassaden verwendet, sondern eher im Zwischenbereich oder um Fensteröffnungen etc. zusätzlich zu versteifen. 

Fuß- und Kopfstreben

Verläuft eine Schwertung nicht durchgehend über ein gesamtes Geschoss, sondern bspw. lediglich von der Schwelle bis zum unteren Teil eines Ständers, wird es als Fußstrebe bezeichnet. Ist es ansteigend vom oberen Teil eines Ständers hin zum Rähm angeordnet, heißt es KopfstrebeSie werden vor allem dazu eingesetzt Fenster oder Türöffnungen nach beiden Seiten hin zu versteifen oder ersetzen in Kombination eine Schwertung (wobei hier dann andere statische Effekte erzielt werden).

Schematische Darstellung von Elementen des Fachwerks (Beispiel: Rähmbau), Bild von Sebastian Wallroth, gemeinfrei

Gefache

Als Gefache wird der leere vertikale Zwischenraum zwischen den Holzkonstruktionen bezeichnet. Traditionell wurde in diesen Raum ein Geflecht aus etwas stärkeren Staken und dünneren Ästen (bspw. Haselnuss) eingearbeitet, welches dann mit einem Gemisch aus Lehm und Stroh „verputzt“ wurde. Gemeinsam mit dem Holzfachwerk bildeten die Gefache dann die Außen- oder Innenwände. 

Balkenkopf

Um ein Geschoss nach oben hin abzuschließen und den Boden eines neuen Geschosses zu schaffen, werden Balken auf die Rähmhölzer der Konstruktion gelegt. Als Balken werden im Fachwerk diejenigen Elemente bezeichnet, deren Holz auf Biegung beansprucht werden.  Oftmals sind die Enden dieser Balken auch in der Fassade sichtbar, oder stehen sogar über die Unterkonstruktion heraus (um bspw. einen Laubengang zu tragen). Die herausschauenden Enden dieser Balken bezeichnet man als Balkenkopf.

Fachwerkbilder und Schmuckformen

Durch die variable Anordnung der oben dargestellten Einzelelemente, besonderen statischen Anforderungen oder auch als Schmuckelement entstehen ganz bestimmte und charakteristische „Bilder“ im Fachwerk.  

Das Andreaskreuz 

X-förmige Kreuze sieht man bspw. häufig in den Fassaden von Fachwerkhäusern. Die zwei diagonal verlaufenden und sich kreuzenden Balken bilden ein sogenanntes Andreaskreuz. Benannt nach dem Apostel Andreas, der als Märtyrer an solchen Balken gestorben sein soll. 

Verschiedene Formen des Andreaskreuzes in der Fassade des Fränkischen Hofes in Hofheim i.UFr. © Ralf Schanze

 

Das Andreaskreuz ist eines der Grundprinzipien im Fachwerkbau. Denn Konstruktionen aus rechteckigen Formen (Ständer mit Brüstungs- und Halsriegeln) müssen durch schräge/diagonale Elemente ausgesteift werden, damit sie sich nicht verformen können. Durch eine Aussteifung in Form des Andreaskreuzes können dann alle Horizontalkräfte also sowohl Zug als auch Druck in der Ebene des Elementes aufgenommen werden.

Im Fachwerkbau wird das Andreaskreuz aber auch als Schmuckform, die nur sekundär oder gar nicht zur Aussteifung des Gebäudes benötigt wird eingesetzt. Sie wird häufig in Brüstungsgefachen unterhalb der Fenster der oberen Stockwerke eingesetzt. Aufwändigere Formen bspw. mit geschweiften Balken werden auch als Feuerbock bezeichnet. 

 

Die Männer im Fachwerk

Durch unterschiedliche Kombinationen von Schwertungen, Streben sowie Kopf- und Fußstreben entstanden im Laufe der Zeit und in bestimmten Regionen ganz eigene Figuren, die wohl aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu einem Strichmännchen auch als „Männer“ bezeichnet werden.

 

Schnörkel, Schnitzereien & Rosetten 

Mit der Zeit (und dem entsprechenden Kleingeld) wurden Fachwerkbauten aber auch immer weiter aufgehübscht. So wurden bspw. Eckständer oder ganze Rähm-Balken aufwändig geschnitzt oder ganze Gefache mit plastischen Holzschnitzereien und Rosetten gefüllt. 

Das Jörg-Hofmann-Haus in Zeil am Main © Stadt Zeil

 

Quellen:

https://www.bauredakteur.de/fachwerk-begriffe-und-konstruktion/ 

https://www.caparol.de/gestaltung/inspiration/color-research-vol2/zauberhaftes-fachwerk

https://baubeaver.de/fachwerkhaus/ 

Navigation starten:

diese Seite teilen

Das könnte Dir auch gefallen

"Das könnte Dir auch gefallen" überspringen
Zu "Das könnte Dir auch gefallen" zurückspringen

Ihr direkter Draht ins Stadtmarketing

Reichel Carsten

Carsten Reichel

Stadtmarketing e.V.

Ludwigstr. 24

95028 Hof

09281 815 7102