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Hinter herrschaftlichen Mauern Station 04: Schloss Maroldsweisach - Zwischen Rokoko und Klassizismus

Schloßplatz, 96126 Maroldsweisach, Deutschland

Station 04

Schloss Maroldsweisach - Zwischen Rokoko und Klassizismus

Hier, in Maroldsweisach, liegt das gleichnamige Schloss Maroldsweisach. Das Gebäude ist insbesondere für seine interessante Bauhistorie bekannt, da hier der stilistische Übergang vom Rokoko zum Klassizismus deutlich wird. Sein Baumeister, Martin Mayer, war ein Schüler Johann Jakob Michael Küchels, der zusammen mit Balthasar Neumann und Leonhard Dientzenhofer zu den drei großen Architekten Bambergs zählt. 

Doch während Küchel ein bedeutender Architekt des Rokokos war, ließ sein Schüler Mayer – übrigens später Stadtbaumeister in Bamberg - schon deutlich mehr Einflüsse des Klassizismus in seine Bauten einfließen. So auch hier am Schloss Maroldsweisach. 

Schloss Maroldsweisach © Markt Maroldsweisach

 

Das Rokoko

Das Rokoko ist eine Stilrichtung der europäischen Kunst von etwa 1730 bis 1780 und entwickelte sich aus dem Régence, das im Spätbarock (ca. 1700–1720) ankert. Ausgangspunkt ist Frankreich. Der Name entstammt dem französischen Wort Rocaille (Muschelwerk) und bezeichnet ein immer wieder auftretendes Ornamentmotiv, das sich durch Asymmetrie von barocken Formen unterscheidet.

Eine Rocaille, ein typisches muschelartiges Ornament des Rokoko © GFreihalter CC BY-SA 3.0

 

Der Klassizismus 

Klassizismus bezeichnet als kunstgeschichtliche Epoche den Zeitraum etwa zwischen 1770 und 1840 und löste damit den Barock bzw. das Rokoko ab. Die Epoche wurde in der Malerei, Literatur und (teilweise) Musik außerdem von der Romantik begleitet. Für die Musik der Epoche (bis in die 1820er Jahre) ist etwas abweichend der Begriff Klassik bzw. Wiener Klassik üblich. Im Verhältnis zum Barock kann der Klassizismus als künstlerisches Gegenprogramm aufgefasst werden. 

Im 18. Jahrhundert galt der neue Stil als Gegenmodell zur Kunst des Barocks mit einer läuternden Vereinfachung der Formen. Gegenüber dem vorangegangenen, überbordenden Formen des Barocks und Rokoko zeichnet sich der Klassizismus durch eine Rückkehr zu geradlinigen, schlichteren, klaren Formen und einer stärkeren Anlehnung an klassisch-antike Vorbilder, aber nicht selten auch durch eine gewisse rationale Kühle, aus.

Schloss Wörlitz in Sachsen-Anhalt gilt als Gründungsbau des deutschen Klassizismus © Nikater CC BY-SA 3.0

 

Schloss Maroldsweisach

Das 1768 errichtete Schloss Maroldsweisach steht erhaben an der Stelle seines 1525 zerstörten Vorgängerbaus. Sein länglicher Baukörper bildet zusammen mit der auf das Jahr 1568 zurückgehenden Pfarrkirche und dem ehemaligen Wirtschaftshof den historischen Kern der Marktgemeinde.

Die evangelische Pfarrkirche Maroldsweisach wurde 1723–25 im Stil einer barocken Saalkirche auf einem Vorgängerbau errichtet © Markt Maroldsweisach

 

Als Besitzung der Herren zu Stein ist Schloss Maroldsweisach bereits im 15. Jahrhundert genannt und bleibt auch nach der Zerstörung im Bauernkrieg 1525 wichtiger Besitz des Altensteiner Rittergeschlechts. Allerdings geht es noch während des Neubaus an die Freiherren von Horneck zu Weinheim über. Heute befindet sich das Schloss in Privatbesitz, der Außenbereich ist jedoch für die Öffentlichkeit frei zugänglich.

Der lang gestreckte, zweigeschossige Schlossbau ruht auf einem Sockelgeschoss, das den Geländeabfall auf der Rückseite ausgleicht, auf der Eingangsseite jedoch nicht in Erscheinung tritt. 

Da Martin Mayer sich gegen Ausgang des Rokokos der klassizistischen Strömung anlehnte, wurde der Außenbau sparsam gegliedert und es wurde weitgehend auf Dekoration verzichtet. Die einfache Außengliederung aus rustizierten Ecklisenen und einem schlichten Gurtgesims zwischen den Stockwerken kennzeichnet dies. Die Fassade wird nur durch den dreiachsigen Mittelrisalit und die zweiachsigen Eckrisalite belebt. Im Erdgeschoss sind die einfachen Fensteröffnungen korbbogig abgeschlossen, im Obergeschoss dagegen gerade. Im Erdgeschoss des Mittelrisalits gewährt das schlichte Hauptportal Einlass. Es ist davon auszugehen, dass ein zweites Obergeschoss geplant war, auf das aber wahrscheinlich aus Kostengründen verzichtet wurde, weswegen der Bau heute seltsam unproportioniert und unfertig wirkt. 

Schloss Maroldsweisach © Markt Maroldsweisach

 

Im Verhältnis der Außengestalt zur Ausstattung der Innenräume wird schließlich auch die Entwicklung der Baustile deutlich: Außen die geraden Linien des frühen Klassizismus, im Inneren reiche Rokokodekorationen: Stuckdecken mit für das Rokoko klassischen Muschelwerkformen, Decken- und Wanddekorationen aus Muschel- und Gitterwerk, Blumen und Gehängen aus Musikinstrumenten.

Reiche Stuckdecken und Wanddekorationen wie sie im barock üblich waren zieren die Innenräume von Schloss Maroldsweisach © Lea Reuner | Markt Maroldsweisach

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