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Fachwerkpoesie Station 01 Vom Pfostenbau zum Fachwerkhaus - Die Entstehung des Fachwerks

Marktplatz 2, 97461 Hofheim i. UFr., Deutschland

Fachwerkpoesie Station 01 
Die Entstehung des Fachwerks

 

Eines der ältesten Fachwerkgebäude im Landkreis Haßberge: das Eckhaus des ehemaligen Zehnthofes aus dem 15. Jahrhundert, gehörte einst der fränkischen Adelsfamilie Truchseß von Wetzhausen | Quelle: ermellCC BY-SA 4.0

Hallo und Herzlich Willkommen auf unserer Tour „FachwerkPoesie“. Bevor wir uns auf den Weg durch einige unserer schönsten Fachwerkstädte und Dörfer machen, möchten wir Ihnen allerdings direkt zu Beginn der Tour etwas über die historische Entstehung des Fachwerks erklären. Denn Fachwerk, wie Sie es bspw. hier auf dem Marktplatz in Hofheim sehen, hat eine lange Geschichte. Und die beginnt im Grunde schon mit den ersten festen Wohnbehausungen des Menschen in der Jungsteinzeit.

Das malerische Fachwerkhaus hier am Eck, in dem sich heute eine Apotheke befindet, ist im Übrigen das ehemalige Stadthaus von Christian Truchseß von Wetzhausen, dem Dichterfreund und Kirschen-Baron aus den Haßbergen und eines der ältesten Fachwerkhäuser des Landkreises. Mehr zu Christian Truchseß erfahren Sie auf der Route „Das Vermächtnis des letzten Ritters“! So, jetzt aber zum eigentlichen Thema. 

Pfostenbau

Jungsteinzeitliches Langhaus im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, Bild von Grugerio, CC BY-SA 3.0

 

Die Vorläufer unserer heutigen Fachwerkhäuser entstanden ca. 10.500 v.Chr. und waren einfache Hütten und Pfostenbauten. In der Jungsteinzeit fand nämlich der Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen statt. Die Menschen entscheiden sich also längerfristig an einem Ort zu bleiben und investierten daher mehr Zeit und Material in feste Behausungen. 

Bei diesen ersten Bauten wurden die senkrechten Holzstützen des Hauses direkt in den Erdboden eingegraben. Starke Dachlasten oder gar belastbare Dachböden konnten diese Pfosten allerdings nicht tragen. Zwar wurden im Küstengebiet zur Eisenzeit bei größeren Pfostenbauten schon die notwendigen Versteifungen entwickelt, aber das Ganze blieb in seiner Statik doch instabil und mehrgeschossiges Bauen war kaum möglich. 

Bis ins Mittelalter hinein war der Pfostenbau für Profanbauten dann noch üblich. Das fehlende Fundament ließ die Gebäude allerdings relativ schnell von unten verfaulen, da das Holz direkt mit dem Erdreich in Verbindung kam. Was auch der Hauptgrund ist, weshalb nur wenige in dieser Form errichteter Bauten bis heute erhalten sind. 

 

Ständerbau   

Ältestes Fachwerkgebäude Quedlinburgs. 1346/47 in Ständerbauweise errichten, wird es heute als Fachwerkmuseum genutzt,  Bild von Quedlinburg, CC BY-SA 3.0

 

Erst in der Gotik (1250 bis 1520) entwickelt sich die Fachwerkbauweise weiter, da ab hier die Pfosten nicht mehr in das Erdreich eingegraben, sondern auf Steine oder andere Unterlagen gesetzt werden. Aus dem Pfostenbau wird hiermit der Ständerbau. Diese Entwicklung führte aber auch dazu, dass die Wände nun stärker gegen seitlich wirkende Kräfte gesichert werden müssen. Schwerter und Bänder ergänzen seitdem das Holzgerüst zur Horizontalversteifung. 

Der Einsatz von Fundamenten führte aber dazu, dass die Fachwerkhäuser ab diesem Zeitpunkt die Jahrhunderte überdauern konnten, weshalb die frühesten noch erhaltenen Gebäude in Deutschland aus dieser Zeit stammen.

 

Rähmbau oder auch Stockwerkbau

Ab dem 15. Jahrhundert beginnt dann die Geschichte des Fachwerkhauses wie wir es heute kennen bzw. die Art von Fachwerkhaus in der die meisten heute noch erhaltenen historischen Fachwerkhäuser errichtet wurden. 

Mittelalterliche Ständerbauweise im Vergleich zur Rähmbauweise, Bild von UlrichJ , CC BY-SA 3.0

 

Denn aus dem Ständerbau, mit vom Fundament bis zum Dach durchgehenden Ständern, wurde der Rähm- oder Stockwerksbau, bei dem jedes Stockwerk als in sich geschlossenes Modul hergestellt wurde. Jedes Stockwerk wurde also separat errichtet und schloss unten mit einer Schwelle und oben mit einem Rahmen (Rähm) ab. Auslöser dieser Weiterentwicklung war vermutlich Holzmangel im Umfeld wachsender Städte. Doch auch der Wunsch nach höheren Gebäuden oder kürzeren Bauhölzern, die leichter zu verarbeiten und zu transportieren sind, könnte die Entstehung der Rähmbauweise gefördert haben.

Bei der Rähmbauweise konnte zudem jedes Stockwerk ein wenig über das jeweils darunterliegende Geschoss hervorstehen, indem man die Deckenbalken über das Rähm „hinauskragen“ ließ. Auf engen Grundstücken (wie in den von Mauern umgebenen Städten) gewann man so etwas mehr Wohnraum, indem sich die oberen Etagen über Fußwege oder Straßen hinausschoben. Positiver Nebeneffekt: Durch den Überstand wurden auch die unteren Schwellhölzer von Fassade und Dach besser vor Wettereinflüssen geschützt. Heute würden wir von konstruktivem Holzschutz sprechen.

Der „Umgestülpte Zuckerhut“ in Hildesheim, Ansicht von Osten (2014), Bild von Hoger, CC BY-SA 3.0 de

 

In der Renaissance (ca. 1510 bis 1620) erfolgt dann noch einmal eine kleinere Weiterentwicklung und Ausgestaltung der konstruktiven Möglichkeiten des Fachwerkbaus: Die bis dahin üblichen Blattverbindungen wurden durch Zapfenverbindungen ersetzt. Neben seiner technischen Vollendung erlebte das Fachwerk dann vom 16. bis ins 17. Jahrhundert in der Schnitzkunst der Hausgiebel seine höchste Blüte.

Das Jörg-Hofmann-Haus in Zeil am Main © Stadt Zeil

 

So, nun kann es losgehen. Wir wünschen viel Spaß auf den ersten Kilometern. Die nächste Station befindet sich in Friesenhausen direkt vor dem Schloss Friesenhausen. Dort gehen wir der Frage nach, was Holz und Stein als Baumaterial unterscheidet und wer, was davon bevorzugte. 

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