Unterwegs zu Kirchen und Klöstern Station 02 Wie die Zwiebel auf die Türme kam
An der Lehmgrube 10, 97633 Großbardorf, Deutschland
Unterwegs zu Kirchen und Klöstern Station 02
Wie die Zwiebel auf die Türme kam
Das klassische Postkartenmotiv Bayerns: Landschaft in den Bayerischen Alpen: Ramsau bei Berchtesgaden, im Hintergrund die Reiteralpe, Bild von Softeis, CC BY-SA 3.0
Sie gehören genauso zum klassischen Postkartenmotiv aus dem Süddeutschen Raum wie der strahlend blaue Himmel, die majestätischen grauen Berge im Hintergrund, munter vor sich hinmurmelnde Bäche und/oder grüne Weiden voller Kühe. Richtig – die unverkennbar geformten Spitzen, die viele Kirchtürme zieren und dabei aussehen wie eine Zwiebel, die noch im Boden steckt. Genau wie die, der katholischen Kirche St. Margareta hier in Großbardorf.
Der Kirchhügel im historischen Ortskern Großbardorfs © Josef Demar
Aber gehören diese „Zwiebeltürme“ nicht in den Voralpenraum? Tatsächlich nicht: Der erste Zwiebelturm im süddeutschen Raum wurde von Hans Holl (1512–1594) im Jahr 1576 an der Kirche von Kloster Sankt Maria Stern in Augsburg errichtet.
Wesentliche Anregungen erhielt die Haubenarchitektur – wie Sie fachlich bezeichnet wird - in Deutschland allerdings schon knapp 100 Jahre zuvor, durch den im Jahr 1486 auf Deutsch veröffentlichten und illustrierten Reisebericht einer Pilgerreise ins Heilige Land von Bernhard von Breidenbach. In der Zeit des Barock von ca. 1575 bis 1770 manifestierte sich diese Art des Kirchturmbaus dann von Italien aus über ganz Europa. Denn die klassische „Italienreise“ und das Studium der dortigen Architektur war schon in der damaligen Zeit – ganz nach dem inspirierenden Vorbild von Breidenbachs - ein Muss für jeden angehenden Architekten. Unter Ihnen natürlich auch die berühmtesten Architekten der damaligen Zeit: Dominikus Zimmermann, Johann Dientzenhofer, Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Balthasar Neumann. Die ausgebildeten Baumeister brachten ihre Anschauungsobjekte und Ideen dann nach ganz Europa und später sogar bis nach Russland.
Hinzu kam, dass kurz nach dem „Überschwappen“ dieses neuen Trends während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) zahlreiche Kirchen im ganzen Land zerstört wurden. Gerade die katholische Kirche war es dann, die Ihre Kirchen mit den steiler aufstrebenden, stärker eingeschnürten und damit deutlich aufwendigeren „zwiebelförmigen“ Türmen neu errichten ließ. Die abtrünnigen Gläubigen, die der protestantischen Kirche beigetreten waren, sollten so zurückgewonnen werden, denn durch diese aufwendige und kostbare Bauweise sollte die Macht der katholischen Kirche erkennbar werden und die Schönheit sollte jeden Andersgläubigen verzaubern.
Wallfahrtskirche Maria Limbach in der Nähe von Limbach (Eltmann), Bild von Rainer Lippert, CC0 1.0
Und so zieren auch die berühmtesten Klöster und Wallfahrtskirchen des Barock hier in den Haßbergen und im Norden Bayerns, wie die Wallfahrtskirchen Mariä Heimsuchung in Limbach und Mariä Heimsuchung in Saal a.d.S., die Basilika Vierzehnheiligen oder das Kloster Banz bei Bad Staffelstein, Türme in schönster Zwiebelform.
Übrigens: die ebenfalls häufig zu sehenden spitzen Kirchtürme, die vor allem für Unterfranken typisch sind, haben auch ihren eigenen Namen: Julius-Echter-Turm (auch Echterturm und Juliusturm genannt). Er ist eine spezielle Bauform von Kirchtürmen, die auf den ehemaligen Fürstbischof von Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn, zurückgeht. Stilprägend ist sein Dach mit einem Knickhelm bzw. einem spitzen, achteckigen Helm auf einem quadratischen Grundriss.
Die St. Johann Baptist Kirche mit ihrem typischen Echter-Turm in Großeibstadt © Gemeinde Großeibstadt
Quellen:
https://www.bayern-blogger.de/bayern-deine-zwiebelturme-3611/
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwiebelturm
https://de.wikipedia.org/wiki/Julius-Echter-Turm
https://de.wikipedia.org/wiki/Bayern#/media/Datei:Ramsau_(ja).jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wallfahrtskirche_Maria_Limbach_04.jpg
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