Fachwerkpoesie Station 03
Fachwerkstile
Architektonisch und zeitgeschichtlich haben sich im Laufe der Jahrhunderte spezielle Stilrichtungen unterschiedlicher Fachwerkvariationen entwickelt. Im deutschsprachigen Raum werden heute vor allem drei Hauptvarianten unterschieden:
Niederdeutsches Fachwerk
Das niederdeutsche Fachwerk wird von Zwei- und Vierständerkonstruktionen für große Hallenhäuser, mit einer direkt von der Straße zugänglichen zentralen Halle, der Diele geprägt. Der Grundriss dieser Häuser ist dreischiffig. Ursprünglich waren bei diesem Haustyp in den beiden Seitenschiffen die Ställe angeordnet und im Mittelschiff die Diele, während zur Gartenseite hin die Wohn- und Schlafräume untergebracht waren. Insbesondere in den Städten wurde der Basisgrundriss schon früh geändert.
Das Heidemuseum Walsrode als reetgedecktes Hallenhaus mit Krüppelwalmdach und Pferdekopfverzierungen an der Giebelspitze, gemeinfrei
Mitteldeutsches Fachwerk
Zum mitteldeutschen Fachwerk – zu dem auch das fränkische Fachwerk gehört, reicht über alle Mittelgebirge bis etwa zum Neckar nach Süden, im Osten bis nach Polen und im Westen bis in das Elsass in Frankreich. Die Häuser stehen meist mit dem Giebel zur Straße und sind in Zonen aufgeteilt: nach vorne die „Gute Stube“, dann Küche und Treppenhaus und nach hinten Schlafkammern. Die Funktionen wie Stallungen, Erntelager und Backhaus wurden meist in getrennten Gebäuden untergebracht und in den großen Siedlungen die Häuser schon früh den städtischen Bedingungen angepasst. Mitteldeutsches Fachwerk ist besonders schmuckreich, Franken z. B. mit dem Netzfachwerk, aber auch den Darstellungen aus dem Neuen Testament.
Prächtige Vertreter des Fränkischen bzw. Mitteldeutschen Fachwerks: Die Amtskellerei auf dem Marktplatz in Stadtlauringen © Hannah Rabea Grübl
Oberdeutsches Fachwerk
Im Raum zwischen Neckar und Bodensee, Schwarzwald und Böhmerwald hat sich im 14. Jahrhundert aus dem alemannischen Ständerbohlenbau ein eigenständiger Haustyp mit weiter Ständerstellung und verdoppelten Rähmhölzern entwickelt. Im 15. und 16. Jahrhundert übernahm man mehr und mehr konstruktives Gedankengut aus dem mittleren Deutschland, bis schließlich um 1600 die konstruktiven Grundkonzepte gleich waren.
Das „Schoberhaus“ in Pfullendorf (1317) als eine karge Urform des oberdeutschen Fachwerks mit weiten Ständer-Abständen, Bild von Andreas Praefcke, CC BY-SA 3.0
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