Das Wollwachs vom Schaf findet vielseitige Verwendung und wird schon seit dem Altertum für seine positive Wirkung auf die Haut geschätzt.
Für die Körperpflege liefert das Schaf ein wichtiges Produkt: Wollwachs bzw. Lanolin. Das aus den Wollfasern gewonnene Naturerzeugnis wird vor allem als Hautpflegemittel, Salbengrundlage, Emulgator und pharmazeutischer Hilfsstoff, aber auch für technische Anwendungen eingesetzt.
Die positive Wirkung von Wollwachs – hautpflegend, schützend und entzündungshemmend – ist seit Jahrhunderten bekannt. Im Altertum war die wachsartige, gelbe Substanz als „Oesypus“ bekannt. Der deutsche Pharmakologe Oskar Liebreich, der 1885 das Wollwachs als Salbengrundlage einführte, prägte dafür den heute häufig verwendeten Begriff „Lanolin“, abgeleitet von den lateinischen Worten lana (= Wolle) und oleum (= Öl). Reines Wollwachs, das zur Arzneimittelgruppe der Wachse gehört, ist einerseits als Offenware in Apotheken und Drogerien erhältlich.
Gut für die Haut
Anderseits wird es als Basisstoff äußerst vielfältig eingesetzt:
Da Wollwachs in seiner Zusammensetzung dem Lipidfilm der menschlichen Haut sehr ähnlich ist und Wasser binden kann, eignet es sich besonders zur Pflege von trockener, schuppiger und auch rauer Haut. Das Lanolin beeinflusst den Regenerationsprozess angegriffener bzw. geschädigter Haut, so dass es für Wundsalben, für Salben gegen Ekzeme und bakterielle Infektionen von Haut und Schleimhaut, zur Brustwarzenpflege während der Stillzeit sowie als Augensalbengrundlage verwendet wird. Allerdings sollten die Wollwachs beinhaltenden Cremes nicht von Menschen eingesetzt werden, die zu unreiner Haut neigen, denn das reichhaltige Fett würde sich über die Poren legen, diese weiter verstopfen und so die Entstehung von Mitessern und Pickeln fördern.
Wollwachsalkohole (Lanolin Alcohol) finden als pflegende Emulgatoren in zahlreichen Kosmetikprodukten wie Badezusätzen, Haarfestigern, Rasierschaum, Spülmittel, Seifen, Shampoos und Sonnencreme Verwendung. Sie wirken rückfettend, machen die Haut geschmeidig, weich und widerstandsfähiger. In Lippenstiften sowie Lippenpflegeprodukten wird vor allem auf die konsistenzgebende, heilungsfördernde sowie haftungsverbessernde Wirkung von Wollwachs gesetzt.
„Wollwachs ist zudem sehr cholesterolreich. Dies wird zur Fütterung von Shrimps verwendet, damit diese ihre schöne rote Farbe behalten, sowie zur Herstellung von Vitamin D“, sagt Mathias Parmentier von der Deutschen Lanolin Gesellschaft.
Darüber hinaus wird das Naturprodukt auch in Lederschutz-, Möbel- und Schuhputzmitteln sowie in der Industrie (z. B. als Rostschutzmittel oder als Schmiermittel zum Aufziehen von Autoreifen) eingesetzt.
Auf die Herkunft achten
Zur Gewinnung von Wollwachs als Emulgator muss die Wolle der Schafe mit Hilfe von Seifen, speziellen Fettlösern, organischen Lösungsmitteln, Filtrationsmitteln sowie Zentrifugen gereinigt werden. Allerdings unterscheiden sich hierbei sowohl die Gewinnungsverfahren als auch daraus resultierend die Qualität und Zusammensetzung der angebotenen Produkte, für die es nationale Richtlinien gibt. Die verschiedenen Varianten werden auch als Grund dafür angesehen, warum die Hautverträglichkeit von Lanolin nicht überall auf der Welt gleich ist. Daher empfiehlt es sich, auf die Herkunft des Wollwachs-Produktes zu achten und sich am besten nur für zertifizierte Ware zu entscheiden.
Obwohl Wollwachs – zwar ein tierischer Rohstoff, für dessen Gewinnung aber kein Schaf leiden oder sterben muss – so vielseitig eingesetzt wird, ist seine Zukunft ungewiss: Die Wolle der Schafe ist immer weniger Wert und muss für die Gewinnung der pflegenden Substanz aufwändig gereinigt werden. „Schon seit vielen Jahren gibt es in Deutschland keine industrielle Wollwäscherei mehr, die Lanolin herstellt. Europaweit gibt es noch in Italien, Bulgarien, Frankreich und England Wäschereien, doch nur ein großes Unternehmen in Frankreich liefert noch Lanolin“, führt Mathias Parmentier, für den Lanolin das Beste für die Haut ist, weiter aus. Der größte Wolllieferant ist Australien, doch 80 Prozent der Wolle wird heute in China gewaschen. Von dort kommt dann auch das Gros an Rohwollwachs.
„Alternativen zu Lanolin mit denselben Eigenschaften gibt es nicht. Veganes Lanolin oder Ersatz-Lanolin sind nur Emulgatoren“, weiß Mathias Parmentier abschließend. Jeder Verbraucher entscheidet daher mit der Wahl seiner Pflegeprodukte selbst, ob und wie lange es noch solche auf Lanolin-Basis geben wird.
Wer Reinigungs- oder Pflegeprodukte mit Wollwachs-Zusatz selbst herstellen möchte, der findet übrigens entsprechende Rezepturen auf der Website der Deutschen Lanolin Gesellschaft.
(von Martina Emmerich)
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