Munitionsbergung in Neutraubling
Den ersten großen Luftangriff flog ein Bomberverband von 98 B-17 „Flying Fortress“ Bombern der US Air Force am 22.02.1944 bei fast geschlossener Wolkendecke. Die Angriffshöhe lag bei 6400 – 7000 Metern. Von 12.45 Uhr – 13.12 hinterlassen 741 Sprengbomben (225 kg) und 306 Brandbomben (45 kg) schwere Verwüstungen an den Hallen und Einrichtungen. 27 Personen lassen ihr Leben, 48 werden schwer verletzt, zwei Personen werden vermisst.
Am 25.02.1944 bei strahlend blauem Himmel flogen die 8. und die 15. Flotte der US Air Force zuerst einen Angriff auf das Messerschmittwerk I in Regensburg Prüfening und warfen anschließend ab 14.06 Uhr 1295 Sprengbomben und 1028 Splitterbomben auf dem Gelände des Fliegerhorst Obertraubling ab. Auch das Flakfeuer und erbitterte Luftkämpfe konnten die weitgehende Zerstörung der Anlagen nicht verhindern. Ein Bombenteppich wurde auf die Stellung der Eisenbahnflak gelegt, der 53 Flaksoldaten getötet und 40 schwer verletzt hat. Nur noch zwei der ursprünglichen zehn Flugzeughallen waren unbeschädigt, ein Wiederaufbau der Anlagen an diesem Standort war nicht mehr geplant. Um eine Weiterführung der Produktion sicher zu stellen, wurde sie dezentralisiert und zum Beispiel auf Waldwerke verlegt. In der Umgebung finden sich noch Spuren der Waldwerke „Gauting“ bei Hagelstadt, und „Stauffen“ bei Roith.
Beim großen Angriff am 21. Juli 1944 von 11.10 bis 11.15 Uhr warfen 90 B17 Bomber 233,5 Tonnen Bomben ab. Dieser Luftangriff löste tagelange Brände aus. So brannten die Dachstühle von Klosterbau und Schlangenbau, alle Hallen, das Flugleitgebäude und einige der Baracken zur Unterbringung der Kriegsgefangenen wurden durch Brände immens beschädigt. 30 Verletzte und 4 Tote waren nach diesem Angriff zu verzeichnen.
Trotz der bereits schlimmen Beeinträchtigung blieb der Fliegerhorst Obertraubling ein wichtiges Ziel der Alliierten. So konnten bei einem weiteren Angriff am 16. Februar 1945 zum Beispiel ein Großteil der zum Einflug bereitstehenden 56 einsatzbereiten Me262 flugunfähig beschädigt oder sogar total zerstört werden. Dazu warfen 263 B-24 Bomber von 13.05 – 13.25 Uhr 630 Sprengbomben (225 kg), 19.722 Splitterbomben (9 kg) und 3615 gebündelte Splitterbomben. Bei einem letzten Bombenangriff am 11.April 1945 warfen 79 B-24 Bomber 160 Tonnen Bomben auf dem eh schon weitgehend zerstörten Gelände ab.
Weitere Informationen in:
Sperrfeuer: Die Regensburger Flakhelfer Taschenbuch – 19. Oktober 2017 von Peter Schmoll
Luftangriffe auf Regensburg: Die Messerschmitt-Werke und Regensburg im Fadenkreuz alliierter Bomber 1939-1945, Gebundene Ausgabe – 14. Oktober 2019
Die Messerschmitt-Werke im Zweiten Weltkrieg Gebundene Ausgabe – 12. Mai 2004 von Peter Schmoll
Pirka, eine alte Bauernsiedlung
(Zusammengefasst aus dem Text von Josef Fendl „920 Jahre Pirka – Birkenfeld“)
Die Siedlung Pirka erhielt seinen Namen nach den Birkenbeständen (ahd. Birkahi), die bis ins vorige Jahrhundert für die nassen Auen entlang des Moosgrabens typisch waren. Über die Größe des frühen Pirka lässt sich wenig aussagen. Sein tatsächliches Alter mag gut und gerne 1100 Jahre gewesen sein. Aber erst im Jahre 1068 findet sich die erstmalige Erwähnung in einem Literale des Regensburger Klosters St. Emmeram. Der Eintrag berichtet von einem Adeligen Hesso, der für das Seelenheil seiner Mutter dem Kloster einen Hof „siamt ad pircha“ (in Pirka gelegen) mit zwei Hörigen vermachte. Beim beschenkten Kloster St. Emmeram handelt es sich um eine Reichsabtei, die ihre zahlreichen Höfe und Grundstücke in erster Linie zur Versorgung des eigenen Konvents benötigte, mit ihrer Hilfe aber auch die zahlreichen wirtschaftlichen und finanziellen Verpflichtungen dem königlichen Hof gegenüber erfüllte. Ab dem Jahr 1264 tritt das Frauenkloster Hl. Kreuz immer mehr in den Vordergrund, welche bis ins beginnende 19. Jahrhundert – also nahezu 600 Jahre – die Grundherrschaft über Pirka ausübt. Noch heute besitzt dieses Kloster mehr als dreißig Pergamenturkunden, die sich mit seinen Gütern und Rechten in Pirka beschäftigen. Der dreißigjährige Krieg überzog auch das Regensburger Umland im 17. Jahrhundert mit Brand, Verwüstung, Elend und Not. Wie sich dieser Krieg in Pirka auswirkte, wird deutlich, wenn man das noch erhaltene Zinsbuch des Klosters betrachtet. Mehrere Jahre hindurch erlässt die Priorin einem der Bauern den „draid dienst“ mit der Begründung „Er muoß Hauß, Stadl und Stäl als erst bauhen“. Das Kloster verlor in der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts seinen gesamten weltlichen Besitz. Die nahezu 600jährige klösterliche Grundherrschaft über Pirka war zu Ende. Rechtsnachfolger war der bayerische Staat, der 1848 die Leibeigenschaft aufhob. Die Bauern konnten nun Eigentümer der von ihnen bewirtschafteten Höfe werden. Pirka bestand damals aus einem Ganzhof, zwei Halbhöfen und einem Sechzehntelhof mit insgesammt dreißig Einwohnern. (zur Erklärung: Ein Ganzhof bestand aus etwa. 50 bis 60 Joch Ackerland; Halb- und Sechzehntelhöfe bezeichnen die sich daraus ergebenen Größenordnungen) König Ludwig I. und sein Hobauintendant Leo von Klenze hätten das Schicksal Pirkas im Jahr 1828 beinahe entscheidend verändert. Zu dieser Zeit legten sie den endgültigen Standort der Walhalla fest und planten den Verlauf der darauf zuführenden Straße. Diese sollte im letzten Stück schnurgerade auf das Bauwerk zugehen. Als Alternative zum jetzigen Verlauf der Walhalla-Straße stand die Trassierung von Köfering ausgehend, über Embach und Pirka rechts an Barbing vorbei im Raum. So aber blieb Pirka weiterhin bescheiden am Rande der Geschichte liegen. Zu Beginn des Dritten Reiches wurde der Truppenübungsplatz Grafenwöhr erweitert und machte die Umsiedlung von Bauernfamilien nach Pirka notwendig. Aber schon drei Jahre später waren diese erneut gezwungen ihre eben erst bezogene neue Heimat wieder zu verlassen. Das Reichluftfahrtministerium in Berlin beabsichtigte östlich der Walhalla-Straße den Flugplatz Obertraubling anzulegen. Der vollständige Abbruch Pirkas erfolgte Ende 1936. Nach dem zweiten Weltkrieg lebte die landwirtschaftliche Nutzung auf der Fläche des alten Pirka wieder auf. 1953 errichtete die Bayerische Landessiedlung elf Vollbauernstellen und zunächst zwei, später sieben Nebenerwerbsstellen. Auf Antrag des Gemeinderates Neutraubling erhielt dieser Ortsteil am 2. September 1954 durch den damaligen Bayerischen Staatsminister des Innern, Dr. Wilhelm Hoegner, den Namen „Birkenfeld“ und erinnert damit noch heute an die in unmittelbarer Nähe gelegene frühere Siedlung „Pirka“.
1978 war die annähernd 900-jährige Existens Pirkas ein Grund zu Feiern. An 3 Tagen präsentierte sich der Ortsteil Birkenfeld mit einem bunten Programm.
Tarnung des Fliegerhorstes durch Landwirtschaft
Für die Wartung des Rollfeldes und die Tarnung des gesamten Platzes durch Grünanlagen war im Fliegerhorst Obertraubling die „Abteilung Platzlandwirt“ zuständig. In der Nordostecke des Horstes befand sich daher ein landwirtschaftlicher Hof. Der Platzlandwirt und seine Hilfskräfte unterstanden einem Gaulandwirt, der ihnen sowohl den hiesigen Flugplatz als auch den Feldflughafen bei Rain zuteilte.
Das Rollfeld sollte, von der Luft aus betrachtet, den umliegenden Feldern gleichen und daher in verschiedenen Streifen und Blöcken unterschiedliche Farben aufweisen. Es sollte der Eindruck von bewirtschafteten Äckern erweckt werden und damit die militärischen Nutzung verschleiern. Mit gleichem Ziel pflanzte ein beauftragter Gartengestalter bereits beim Bau des Fliegerhorstes zahlreiche große Bäume. Die heute noch existierenden Baumreihen entlang der Walhallastraße (St 2145) sind, zusammen mit zahlreichen anderen Bäumen Neutraublings, nach wie vor stille Zeugen dieser Pflanzung.
Zur Tarnung des Rollfeldes unterteilte der Platzlandwirt diesen Bereich in zehn „Schläge“. Jeder Schlag wurde unterschiedlich bewirtschaftet. Auf einem Schlag wuchs das Gras bis zur Frucht, ein anderer Schlag wurde ganz kurz geschnitten, auf einem dritten bereitete der Landwirt Heu aus, ein weiterer Schlag diente als Weide usw. Umliegende Bauern holten fast täglich Grünfutter vom Rollfeld, im Sommer auch Heu. Noch in der Dunkelheit erfolgten die Mäharbeiten, da mit Tagesanbruch das Rollfeld von Gespannen für den Flugbetrieb geräumt sein musste. Frau Gabriele Vilsmeier berichtet in einer akademischen Arbeit in diesem Zusammenhang von einem Beinahe-Unfall: „An einem frühen Morgen musste eine Maschine bei dichtem Nebel im Blindflug notlanden, während sich noch Landmaschinen und Gespanne auf dem Rollfeld befanden. Der Geistesgegenwart des Piloten ist es zu verdanken, dass kein Schaden entstand.“
Die Randflächen des Rollfeldes und des Fliegerhorstes dienten dem Anbau von Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Die nicht selbst im Fliegerhorst verwendeten Erträge wurden verkauft.
10 bis 12 Ochsen standen im Rinderstall des Hofes und wurden teils zur Bewirtschaftung der Flächen eingespannt, teils auch zur Schlachtung gemästet. 6 Zugpferde und maximal 20 zählten ebenso zum Viehbestand des Hofes. Eine weitere wichtige Aufgabe des Landwirtes lag in der Betreuung der hiesigen Kaninchenzucht. In zwei Höfen waren je 1500 Angorakaninchen nach damals modernsten Gesichtspunkten untergebracht. Die Wolle der Kaninchen diente in erster Linie der Herstellung für Pilotenkombinationen. Jedes Tier musste vierteljährlich geschoren werden, um eine Verfilzung der Wolle zu vermeiden. Nach Berlin-Spandau geschickt erfolgte dort die weitere Verarbeitung. Daneben beherbergte der Fliegerhorst ca. 300 Schafe, welche der Schäfer auf vorab festgelegten Schlägen des Rollfeldes weiden ließ.
Das Großvieh brachte der Platzlandwirt nach den ersten Bombenangriffen auf die Messerschmittwerke in Regensburg in umliegenden Dörfern unter. Ein Bombentreffer am 25.02.1944 zerstörte Teile des landwirtschaftlichen Betriebes. Der Aufgabenbereich der Abteilung Platzlandwirt verlagerte sich mit zunehmender Zerstörung durch Bombenangriffe immer mehr auf die Instandsetzung des Rollfeldes und der Beseitigung der Bombentrichter.
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