Ein warmer Rotschimmer im Abendlicht, verwitterte Felswände mitten im Wald und malerische Dörfer aus Stein – der Buntsandstein im Odenwald zieht Kultur- und Naturfreunde gleichermaßen in seinen Bann. Folgen Sie uns auf eine Reise durch Zeit und Fels und entdecken Sie, was diesen roten Sandstein so besonders macht.
Geologische Entstehung und Besonderheiten des Buntsandsteins
Vor rund 250 Millionen Jahren befand sich die heutige Odenwald-Region in einer trockenen, wüstenartigen Landschaft am Binnenmeer des Urkontinents Pangäa. In diesem heißen Klima lagerten sich gewaltige Mengen Sand, Geröll und Ton ab, die von episodischen Flüssen aus den umliegenden Urgebirgen herangetragen wurden. Unter Druck verfestigten sich diese Sedimente über Jahrmillionen zu mächtigen Schichten: Der markante Buntsandstein war geboren. Seine typische rote Farbe verdankt er eisenhaltigen Mineralien, die ihm bis heute sein warmes Leuchten verleihen.
Der Buntsandstein-Odenwald bildet den östlichen Teil des Mittelgebirges und prägt mit plateauartigen Höhen, schroffen Abbrüchen und tief eingeschnittenen Tälern die Landschaft. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in der Margarethenschlucht bei Neckargerach, wo der höchste Wasserfall des Odenwalds über rote Sandsteinfelsen in die Tiefe stürzt. Wanderer entdecken hier nicht nur spektakuläre Natur, sondern auch uralte geologische Strukturen wie Wellenrippeln und Trockenrisse – stille Zeugen eines Urzeitklimas zwischen Wasser und Wüste.
Traditionelle Handwerkskunst: Steinmetze und ihre Werkplätze
Über Jahrhunderte war die Gewinnung und Bearbeitung des Buntsandsteins harte Handarbeit. In den Steinbrüchen bearbeiteten Arbeiter den Fels mit Hammer, Meißel und Keilen. Eine raffinierte Technik bestand darin, Löcher zu bohren, trockene Holzkeile einzusetzen und diese zu wässern – das aufquellende Holz sprengte den Sandstein kontrolliert ab. Die tonnenschweren Blöcke wurden vor Ort grob behauen, bevor sie mit Ochsenkarren, Seilwinden oder Feldbahnen ins Tal transportiert wurden.
Entlang der Flüsse entstanden Werkplätze, an denen Steinmetze und Bildhauer die Rohblöcke zu Pflastersteinen, Mühlsteinen, Skulpturen oder Fassadenelementen weiterverarbeiteten. Noch heute vermitteln halbfertige Werkstücke, die in den Wäldern liegen geblieben sind, einen lebendigen Eindruck dieser Arbeit. Besonders bekannt sind die mächtigen, moosbewachsenen Heunesäulen bei Miltenberg – riesige Rundsäulen, die vermutlich für den Wiederaufbau des Mainzer Doms gehauen wurden, dann aber aus unbekannten Gründen nicht abtransportiert wurden. Ein spannendes Pendent dazu findet sich auch in den Wäldern rund um Rüdenau und Mainbullau, wo Relikte aus der Sandsteinverarbeitung die handwerkliche Vergangenheit der Region sichtbar machen.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägte die Steinbearbeitung das Leben vieler Dörfer. Auf den sogenannten „Brechhauen“ – schlichten Unterständen im Steinbruch – trotzten die Arbeiter Wind und Wetter, um dem begehrten Gestein mühsam seine Form zu entlocken. Heute erinnern Freilichtmuseen, Lehrpfade und Schautafeln an das entbehrungsreiche Handwerk der Sandsteinbrecher – und halten das Wissen um traditionelle Steinmetztechniken lebendig.
Kulturelle und touristische Highlights aus Buntsandstein
Ob Architektur, Kunst oder Natur – der Buntsandstein hat im Odenwald unzählige Spuren hinterlassen, die Besucher heute bestaunen können. In Michelstadt fällt sofort der kunstvoll gestaltete Marktbrunnen vor dem historischen Rathaus ins Auge. In Amorbach leuchtet die Fassade der barocken Abteikirche in warmem Rot, und auf vielen alten Friedhöfen erzählen verwitterte Grabmäler aus Buntsandstein ihre stummen Geschichten. Besonderheiten sind auch die vielen Bildstöcke – kleine Andachtsstätten am Wegesrand, die oft von örtlichen Steinmetzen individuell gestaltet wurden.
Roter Faden der Regionalgeschichte
Der Buntsandstein ist weit mehr als nur ein Gestein – er ist ein roter Faden, der sich durch Natur, Kultur und Geschichte des Odenwaldes zieht. Von den urzeitlichen Flusslandschaften seiner Entstehung über römische Grenzposten und mittelalterliche Burgen bis hin zu moderner Denkmalpflege verbindet er Generationen. Seine Bedeutung ist bis heute spürbar: in den Bauwerken, die er prägt, in den Landschaften, die er formt, und in den Geschichten, die er erzählt. Für Besucher ist der Buntsandstein ein lebendiges Kulturerbe – ein Stein, der einlädt, seine vielen Facetten zu entdecken.
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geschlossen
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Schlossplatz 1, 63916 Amorbach
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