Geschichten des Expressionismus in Mannheim. Die Privatsammlung Fuchs-Werle. Gespräch mit Dr. Manfred Fuchs.

„Sehr geehrter Herr Probst“, schrieb der Kaufmann und leidenschaftliche Kunstsammler Hans Werle

1961 an den Kunsthändler Rudolf Probst. „[...] Vielleicht erinnern Sie sich noch unserer letzten Unterredung vor ein paar Jahren in Ihrer Wohnung […] über moderne Kunst, insbesondere den Expressionismus. Ich konnte damals Ihrer Kunstauffassung noch nicht folgen, heute muss ich Ihnen ‚reumütig‘ Recht geben – auch ich habe die moderne Kunst schätzen und lieben lernen. Mein größter Wunsch wäre, ein schönes Ölgemälde von Nolde zu kaufen. […]“.

Hans Werle hatte 1948 im Zuge der Währungsreform ein Handelsunternehmen für den Im- und Export von Weizen und Mehl gegründet, das so florierte, dass er sein Vermögen in den Aufbau einer Kunstsammlung investieren konnte. Zunächst waren es Werke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts von Adolph von Menzel, Hans Thoma oder Max Liebermann, auf die sich der Sammler konzentrierte. Anfang der 1960er-Jahre wendete Werle sich verstärkt dem Expressionismus zu. Tochter Lilo erbte die Leidenschaft des Sammelns und erweiterte die Sammlung gemeinsam mit ihrem Ehemann Manfred Fuchs, der sich selbst seit seiner Jugend künstlerisch betätigt und eine Laufbahn als Künstler zugunsten der Übernahme des väterlichen Betriebs hintenan stellte. Er erwarb die ersten Werke bereits Mitte der 1950er-Jahre – grafische Arbeiten von Henry Moore, Marc Chagall und George Rouault, später auch von Gabriele Münter. Gemeinsam mit Lilo Fuchs hat er die Sammlung Fuchs-Werle bis heute zur wichtigsten Privatsammlung mit dem Schwerpunkt Expressionismus in Mannheim entwickelt.

Das Gespräch führt Johan Holten, Direktor der Kunsthalle Mannheim.